Unsere Städte werden immer dichter bebaut und viele Grünflächen dadurch kleiner. Doch für die städtische Biodiversität spielen auch Kleinstflächen eine wichtige Rolle. Sie beherbergen nämlich eine erstaunlich grosse Anzahl an Pflanzenarten. Dies hat eine Studie der ETH Zürich ergeben. In Städten gibt es viele kleine Grünflächen. Doch welche und wie viele Pflanzen darin gedeihen und überleben können, ist kaum untersucht. Denn bisher standen eher die grossen Flächen im Fokus der Forschung, wenn es um Fragen der Biodiversität ging. Daher haben die zwei ETH-Forscher Kevin Vega und Christoph Küffer untersucht, wie die Grösse und Verteilung der Flächen von mindestens einem Quadratmeter in der Stadt die Artenvielfalt beeinflusst. Dafür wurden in ausgewählten Gebieten alle Grünflächen untersucht und die darin wachsenden Pflanzen bestimmt. © Kevin Vega und Christoph Küffer, Urban Forestry & Urban Greening Abbildung der ausgewählten Gebiete in der Stadt Zürich (1-7). Die untersuchten Grünflächen sind als weiss bis blau gefärbte Punkte eingezeichnet: Je blauer, desto höher ist die Biodiversität auf diesen Flächen. Grosse Grünflächen sind artenreich Die grossen Grünanlagen fallen auf und die meisten sind der Bevölkerung bekannt. Wir setzen uns auf Wiesen unter Bäumen und bewundern das Grün um uns herum. Wie die Studie zeigte, beherbergen weitläufige Grünflächen eine Vielzahl an Arten. Die Forscher empfehlen daher, grosse Grünflächen zu erhalten und neue zu schaffen. Daher will auch die Stadt Zürich in den nächsten Jahren auf 100 Hektaren neue Grünflächen anlegen. © Sandra Gloor Mitten in der Stadt laden grosse Grünräume zum Verweilen ein wie hier die Bäckeranlage im Kreis 4 in Zürich. Die Funktionen einer urbanen Grünfläche In dicht besiedelten und bebauten Gebieten sind grosse, vielfältige Grünflächen wie Parks oder See- und Flussufer Orte, wo sich die Stadtbevölkerung gerne aufhält. Diese Flächen sind jedoch nicht nur schön, sondern erfüllen wichtige Aufgaben, unter anderem verbessern sie die Qualität der Luft, kühlen oder können Wasser aufnehmen und zurückhalten. Zudem bieten sie Lebensraum und Nahrung für viele Wildtiere. © Sandra Gloor Der Pfingstweidpark, ein Quartierpark in Zürich-West, wird vielen Ansprüchen gerecht. Er ist ein attraktiver Naherholungsraum im Quartier, ist Lebensraum für seltene Arten und kühlt die Umgebung ab. Klein, aber oho! Oftmals beachten wir hingegen kleine Flächen wie Baumscheiben am Strassenrand oder Verkehrsinseln mit Wildblumen kaum. Es sind aber genau diese kleinen grünen Flächen mit weniger als 20 Quadratmetern, die laut der ETH-Studie im städtischen Ökosystem eine äusserst wichtige Rolle einnehmen. Diese Kleinflächen weisen sehr viele verschiedene und auch seltene Arten auf, sie vernetzen die grossen Grünflächen und funktionieren als Trittsteine, über die Arten die Stadt besiedeln und sich ausbreiten können. In Zürich machen sie aktuell nur 3.4% der Grünfläche aus. Diese weit verstreuten, kleinen Vegetationsflächen, die für Insekten, Vögel und Pflanzen gleichermassen wichtig sind, sollten wir daher mehr wertschätzen und fördern. © Sandra Gloor Kleine Grünflächen sind in der Stadt Zürich immer wieder anzutreffen wie hier am Bahnhof Oerlikon, am Bahnhof Hardbrücke oder in Wiedikon Publikation (open access) Vega K. A., Küffer C. (2021): Promoting wildflower biodiversity in dense and green cities: The important role of small vegetation patches. Urban Forestry & Urban Greening 62, 127165.