Metamorphose – von der Raupe zum Schmetterling

19.06.2020, Julia Schmid
In der Schweiz gibt es etwa 250 Tagfalterarten und ungefähr 2500 Nachtfalterarten. Diese unterscheiden sich in Farbe, Form und Ansprüchen an ihren Lebensraum. Allen gemein sind die vier verschiedenen Lebensabschnitte, die diese Insektengruppe so besonders macht.
Das Ei

Schmetterlingseier sind überraschend vielfältig: Von oval, kugelig, halbkugelig, linsenförmig, zylindrisch bis schmal spindelförmig kommen viele Formen vor. Von Auge sind sie oft schwer zu entdecken, da sie nur 0,5 – 2mm gross sind. Je nach Art legen die Schmetterlingsweibchen zwischen zwanzig und über tausend Eier ab, meistens direkt auf eine geeignete Futterpflanze. Bei einigen Schmetterlingsarten wird das Gelege noch mit einer dichten Schicht wolliger Haare übergezogen. Der Schmetterling stellt diese Wolle selber her und klebt sie mit einem Sekret auf die Eier. Das Eistadium dauert meistens ein bis zwei Wochen. Es kann auch mehrere Monate dauern, wenn das Ei überwintert. Häufig sind die Raupen noch vor Winterbeginn fertig entwickelt. Sie schlüpfen jedoch meist erst im Frühjahr, wenn genügend Nahrung vorhanden ist. 

Schmetterlingseier sind überaus vielgestaltig.
Die Raupe

Im Raupenstadium bleiben die aus dem Ei geschlüpften Tierchen einige Tage bis mehrere Monate. In dieser Zeit kann ihr Körpergewicht um das Zehntausendfache zunehmen! Damit die Raupen ungehindert wachsen können, häuten sie sich regelmässig, je nach Art drei- bis achtmal. Erstaunlicherweise kann sich die Form und Farbe dabei komplett verändern. Viele Raupen haben bezüglich Futterpflanzen sehr spezifische Vorlieben. Die Raupe des Schwalbenschwanzes beispielsweise bevorzugt Doldenblütler wie die Wilde Möhre oder die Gartenmöhre. Einige ernähren sich sogar von nur einer Pflanzenart wie zum Beispiel die Raupen des Kleine Fuchses, die ausschliesslich die Blätter von Brennnesseln fressen. Darum sind Gärten mit einer Vielfalt an einheimischen Pflanzen so wertvoll.

Die Raupe des Schwalbenschwanzes ist dank ihrem einzigartigen Aussehen leicht zu bestimmen.
Die Puppe

Das anschliessende Puppenstadium dauert bei den meisten Arten etwa zwei Wochen. Eine Ausnahme bilden einige Arten der Nachtfalter, da kann eine vollständige Verwandlung sogar bis zu drei Jahre dauern. Die Kokons bestehen aus Spinnenseide, welche die Raupen mithilfe von sogenannten Spinnendrüsen selber herstellen. Es gibt zwei verschiedene Puppentypen bei den Tagfaltern. Stürzpuppen hängen sich mit Hilfe von Häkchen an ihrem Hinterende an einen Pflanzenstengel und baumeln frei nach unten. Gürtelpuppen binden sich zusätzlich zum Häkchen am Hinterende mit einem gürtelartigen Faden an einen Pflanzenstängel. 

Der Kokon eines Tagpfauenauges. Diese Schmetterlingsart baut Stürzpuppen, welche nur oben mit einem Seidenstrang an einem Pflanzenstengel befestigt wird.
Der Schmetterling

Im Flugstadium leben die meisten Schmetterlinge drei bis fünf Wochen, die Männchen meist kürzer als die Weibchen. Schmetterlinge besitzen lange Saugrüssel, die sie ausrollen können, um Nektar von Blütenpflanzen aufzusaugen. Das Ziel der Schmetterlinge ist es, einen Partner für Fortpflanzung zu finden und Eier abzulegen. So schliesst sich der Kreislauf und es entsteht eine neue Generation Schmetterlinge.

Ein Schwalbenschwanz saugt den Nektar des Wiesensalbeis.
Weiterführende Informationen

Podcastfolge über Schmetterlinge und Schmetterlingsforscher (leider nur auf Englisch verfügbar).

Bücher:

  • Schmetterlinge - Tagfalter der Schweiz von Thomas Bühler-Cortesi
  • Die farbigen Naturführer Schmetterlinge von Dr. Helgard Reichhof-Riehm

Artporträt

Papilio machaon